So geht Storytelling über - Die Fukushima Geschichte
Wie erfolgreiches Storytelling entsteht
Am 11. März 2011 kam es im japanischen Atomkraftwerk von Fukushima aufgrund eines Erdbebens zu einer Reihe von Kernschmelzen. Infolgedessen wurden große Mengen von radioaktivem Material freigesetzt und kontaminierten Luft, Böden, Wasser und Nahrungsmittel. Bis zu 150.000 Einwohner mussten ihre Heimat teilweise dauerhaft verlassen, hunderttausende zurückgelassene Tiere verhungerten. Die japanische Atomaufsichtsbehörde ordnete der Unglücksserie die höchste Bewertungsstufe 7 zu: Katastrophaler Unfall. Mehrere Nationen, darunter Deutschland, gaben daraufhin ihre Kernenergieprogramme auf. Heute ist diese nukleare Katastrophe international weitgehend vergessen – für die Menschen in Fukushima bestimmt sie jedoch auch heute noch das Leben.
Anfang 2018 erzählte mir Christian Hertel, VP Marketing, METER Group, dass sein Unternehmen lokale Lebensmittelproduzenten in Fukushima mit METER Produkten beliefert. Durch die immer noch vorhandene Radioaktivität sind die Bedingungen für die dortigen Bauern auch heute noch sehr schwierig. Felder müssen immer wieder dekontaminiert werden, Produkte verkaufen sich nicht oder nur sehr schlecht - obwohl keine Strahlung nachzuweisen ist. Die METER Group hat dazu in Zusammenarbeit mit einem Professor der Universität Tokio eine unkomplizierte Lösung entwickelt, mit der die Bauern in Fukushima ihre Felder selbst dekontaminieren und so sichere Nahrungsmittel produzieren können. Über diese besondere Situation, die Hintergründe und Perspektiven der Menschen, wollte die METER Group zusammen mit mir eine Erfolgsstory produzieren.
Mein erster Gedanke: “Fukushima! Krass, so ein Thema bekommst Du vielleicht nur einmal im Leben!”
Für den Fotografen in mir eine klare Sache der Bilder. Für den Creative Director in mir eine Geschichte, die ein besonderes Format braucht. Auch war mir von Anfang an klar, dass nicht nur eindrucksvolle Bilder, sondern auch die Zahlen und Daten dahinter transportiert werden mussten. Das brachte mich direkt zu der Idee, die Story in ein Buch zu übertragen. Und um das noch zu toppen, wollte ich ein haptisches Erlebnis erzeugen. Ein besonderes Material, das die Geschichte trägt. So besteht das Buch aus Reisstrohpapier, produziert in einem traditionellen Verfahren, dass schon seit Jahrtausenden in Japan existiert.
Aber selbst die kreativste Idee funktioniert nicht ohne einen Kunden, der das Projekt versteht und von Anfang bis Ende mitträgt. Und so stand ich Anfang Mai 2018 zusammen mit Christian Hertel von METER Group in Fukushima und fotografierte. Bilder von Feldern, Farmern und Verstrahlung.
Als Kreativer hatte ich schon auch die Hoffnung, dass “Made in Fukushima” zu einem Award-Thema werden kann – aber wie sich alles entwickeln würde, konnte ich damals noch nicht absehen.
Übersicht der Awards:
Cannes Lions 2019 - 3x Shortlist
London international Awards 2019 - Gold, 2x Silver, Bronze
Clio 2019 - Gold
Red Dot 2019 - Best of the Best
International Photography Awards 2019 - honorable mention
Epica Awards 2019 - Silver
Eurobest 2019 - Grand Prix, 2x Gold, Silver, 6x Shortlist
ADC Deutschland 2020 - Grand Prix, 3x Gold, 3x Silver, 3x Merit
ADC 99TH Annual Awards - 2x Gold, 2x Silver, 1x Merit
One-Show 2020 - 1x Gold, 2x Silber, 2x Bronze
News York Festivals 2020 - 2x Silver, 2x Bronze
Andy Awards 2020 - 1x Gold
IF Design 2020 - Gold
Mobius Awards 2020 - Silver
Caples Awards 2020 - 1x Bronze
Made in Fukushima wurde deutschlandweit (vielleicht sogar weltweit?) zu einem der erfolgreichsten Projekte 2019/2020.
Was auch für den Kunden, ein Unternehmen mit weltweit knapp 180 Mitarbeitern und eher unbekannt in Deutschland, weitreichende Folgen hatte. Plötzlich wurde METER in einem Atemzug mit Global Playern wie Puma, der Deutschen Telekom oder Mercedes-Benz genannt.
Das Team dahinter
Eine gute Idee und ein paar Fotos machen noch kein erfolgreiches Projekt aus. Da müssen alle Zahnräder ineinandergreifen. Konzept, Creative Direction, Design, Text, Projektmanagement, Druckerei, lokale und überregionale Producer, bis hin zum Casefilm.
Ohne Serviceplan hätte es sicher so auch nicht funktioniert. Dabei geht es nicht nur um die eigentliche Produktionsabwicklung, sondern auch um das Awardmanagement. Besonders zu erwähnen ist hier Franz Röppischer, der das Projekt als Creative Director bedingungslos vorangebracht hat.
Auch ohne Moby Diggs unfassbar gutes Design hätte es nicht funktioniert. Hier wurde nicht nur Zeit, sondern auch Herzblut in das Layout und die Gestaltung gesteckt. Für den Film zeichnen sich die Kollegen von Albert Coon verantwortlich.
Allen voran muss aber der Auftraggeber, der Kunde, mitspielen. Inhaltlich wie finanziell. Wenige Auftraggeber sind in der Lage, sich auch einmal zurück zu nehmen und den Dingen freien, kreativen Lauf zu lassen. Das erfordert Mut und Feingefühl. An dieser Stelle daher nochmal ein ausdrückliches “Danke!” an METER Group und Christian Hertel.
Über mich:
Ich bin Nick Frank, Freelancer aus München, Deutschland. Seit 2014 bin ich professioneller Fotograf mit Schwerpunkt Architektur, Corporate, Branding und Storytelling. FineArt ist eine weitere Säule in meinem Portfolio. Zuvor war ich knapp 16 Jahre in der Werbung. Zuletzt als Creative Director. Mehr Infos über mich gibt es hier.